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Ihre häufig gestellten Fragen und unsere Antworten
Im Zuge der Unterschriftensammlung für die beiden Bürgerbegehren haben wir festgestellt, dass uns häufig dieselben Fragen von Bürgerinnen und Bürgern gestellt werden. Auf dieser Seite sammeln wir diese Fragen und machen somit die Antworten für alle zugänglich, auch für jene, die wir bei der Unterschriftensammlung nicht antreffen. Es ist uns wichtig, transparent zu informieren, Missverständnisse auszuräumen, Ihnen nach Möglichkeit alle nötigen Informationen auf einen Blick zu geben und gemeinsam mit Ihnen für den Erhalt unserer Lebensqualität sowie unserer Natur einzutreten.
Übersicht der Fragen
Im Folgenden finden Sie die Fragen als Übersicht aufgelistet. Durch Anklicken der jeweiligen Frage gelangen Sie zur Antwort.
1. Frage: „Irgendwo muss der Strom ja herkommen?“
2. Frage: „Wir benötigen doch noch mehr Windräder für die Stromproduktion, oder?“
3. Frage: "Gibt es die 10H-Regel nicht mehr?"
5. Frage: "Auf welche Weise äußert sich Infraschall für den Menschen und in der Umwelt?"
Fragen und Antworten
1. Frage: „Irgendwo muss der Strom ja herkommen?“
Unsere Antwort: Bei guten Windverhältnissen wird bereits heute ausreichend Windstrom erzeugt. Ein weiterer Ausbau trägt daher zur Versorgungssicherheit kaum etwas bei. Er vergrößert nur die entstehenden Spitzen, die mit hohen Kosten gekappt werden, da sie sonst die Stabilität des Netzes gefährden. Die Lücken bei Dunkelflaute bleiben aber bestehen. Anstelle weiterer Windkraftanlagen sollte über den Ausbau von Speichern für die erzeugte Energie nachgedacht werden, um Flauten überbrücken zu können. Der Ausbau der Windkraft hat ein Stadium erreicht, bei dem eine ausgewogene Planung für ein funktionierendes Gesamtsystem den Vorrang vor planlosem weiterem Ausbau haben muss.
Zudem geben wir zu bedenken, dass die beiden geplanten Windräder in einem ausgewiesenen Schwachwindgebiet platziert werden und somit kaum einen nennenswerten Beitrag zur Stromerzeugung leisten.
2. Frage: „Wir benötigen doch noch mehr Windräder für die Stromproduktion, oder?“
Unsere Antwort: Es klingt zunächst plausibel: Mehr Windräder – mehr Strom. Doch verbirgt sich dahinter nicht auch ein Haken? Lassen Sie uns einen Blick auf den Januar 2024 werfen. Die folgende Abbildung stammt vom Fraunhofer-Institut, das die Stromproduktion dokumentiert. Dabei wurden die Anteile der fossilen Energiequellen ausgeblendet, sodass wir den sogenannten „Idealzustand“ einer ausschließlich auf erneuerbaren Energien basierenden Stromversorgung vor Augen haben. Das Diagramm zeigt jedoch eine unangenehme Realität:
Die Solaranlagen liefern nur zu bestimmten Spitzenzeiten und ausschließlich tagsüber Strom. Zwischen diesen Hochphasen klaffen große Lücken. Diese müssten durch Windkraft ausgeglichen werden – doch genau das ist unmöglich. Denn der Wind weht unberechenbar, wann er will, und ist häufig sehr schwankend.
Es entstehen Zeiten, in denen die Gesamtproduktion der Erneuerbaren äußerst gering ist oder sogar nahezu bei null liegt. Eine sichere Stromversorgung kann damit nicht gewährleistet werden!
Und jetzt kommt die Idee: „Lasst uns einfach noch mehr erneuerbare Energien bauen!“ Klingt zunächst vernünftig, bringt aber nichts. In windschwachen Zeiten erzeugt auch die mehrfache Anzahl an Anlagen keinen Strom. Die Spitzenwerte bei der Produktion – wenn viel Wind weht – würden zwar steigen, doch in windarmen Phasen bliebe die Produktion nahezu gleich niedrig. Die zusätzliche Investition wäre zudem teuer erkauft. In Spitzenzeiten würde es zu einer noch höheren Überproduktion als heute kommen, der gekappt werden müsste, um das Netz nicht zu überlasten.
Was ist also zu tun? Sinnvoll wären Stromspeicher, die den Überschuss in Spitzenzeiten aufnehmen und später wieder abgeben. Für die erforderlichen Größenordnungen sind solche Speicher derzeit technisch und wirtschaftlich entweder nicht verfügbar oder nur absehbar. Das könnte sich in Zukunft ändern. Bis dahin erscheint es jedoch sinnvoll, auf einen gut abgestimmten Mix aus erneuerbaren Energien und fossilen Kraftwerken zu setzen. Da wir bereits jetzt in windreichen Zeiten überschüssige Energie zu hohen Kosten – etwa rund 25 Milliarden Euro bis 2025 – abschalten, ist der Bestand an Windkraftanlagen ausreichend. Ein weiterer Ausbau ist daher nicht sinnvoll, insbesondere in Schwachwindgebieten.
Angesichts der erheblichen Eingriffe in Natur und Umwelt, der ungeklärten Entsorgungsfragen sowie der Belastung für Mensch und Tier ist der weitere Zubau von Windkraftanlagen nicht gerechtfertigt.
Hier sehen Sie Abbildung stammt vom Fraunhofer-Institut, die die Statistik zur öffentlichen Nettostromerzeugung in Deutschland veranschaulicht und die jährliche Stromproduktion durch öffentlich zugängliche Anlagen und Einrichtungen darstellt.
3. Frage: „Gibt es die 10H-Regel nicht mehr?“
Unsere Antwort: Die 10H-Regel wurde in Bayern im Jahr 2014 eingeführt und besagt, dass Windräder mindestens das Zehnfache ihrer Höhe von Wohngebieten entfernt sein müssen, Das bedeutet, wenn ein Windrad beispielsweise 150 Meter hoch ist, darf es nur gebaut werden, wenn es mindestens 1.500 Meter von Wohnhäusern entfernt ist.
Der bayerische Landtag hat am 16. November 2022 eine teilweise Lockerung der sogenannten 10H-Regelung beschlossen. Diese Regel bestimmt, wie nah Windräder an Wohngebieten gebaut werden dürfen. Durch die Lockerung wird der Abstand in bestimmten Gebieten, wie Wäldern, in der Nähe von Gewerbegebieten, Autobahnen, Bahntrassen sowie in Wind-Vorrang- und Vorbehaltsgebieten, auf 1000 Meter reduziert. Ab Juni 2023 wurde dieser Abstand in Wind-Vorranggebieten sogar noch weiter verringert auf etwa 800 Meter, entsprechend den Vorgaben des Bundes-Immissionsschutzgesetzes.
Nähre Informationen zur 10H-Regel finden Sie hier (Bayerischer Rechts- und Verwaltungsreport).
4. Frage: „Ist die Umweltbelastung durch Windräder im Vergleich zu Autoreifen, Textilien usw. vernachlässigbar?“
Unsere Antwort: Dieser Vergleich wird zwar häufig von Befürwortern angeführt, doch wir möchten darauf hinweisen, dass wir ihn für fragwürdig halten und der Ansicht sind, dass diese Aussage so nicht ohne Weiteres getroffen werden kann. Hier ist unsere Erklärung:
PFAS (Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) sind langlebige Chemikalien, die sich kaum in der Umwelt abbauen. Dazu gehört auch die sogenannte „Ewigkeitschemikalie“ Trifluoressigsäure (TFA). Diese Stoffe werden bei der Herstellung von Produkten wie Antihaft-Pfannen, Imprägniermitteln oder Beschichtungen für Windkraftflügel verwendet.
Sie gelangen durch industrielle Prozesse, Produkte und durch unsachgemäße Entsorgung in die Umwelt. Besonders problematisch ist ihre Fähigkeit, im Wasser zu verbleiben: Sie reichern sich im Grundwasser an und kontaminieren Trinkwasser und Lebensmittel.
Bei Windrädern oder anderen beschichteten Produkten kann mechanischer Verschleiß – also Abrieb durch Wind, Wetter oder Nutzung – dazu führen, dass chemische Beschichtungen abgetragen werden. Dabei können PFAS-haltige Partikel ins Wasser und auf Oberflächen gelangen. Obwohl diese Menge meist geringer ist als bei anderen Quellen, trägt auch dieser Mechanismus zur dauerhaften Kontamination bei und birgt gesundheitliche Risiken, da die aufgenommenen PFAS im menschlichen Körper schädliche Wirkungen haben können, wie beispielsweise Beeinträchtigung des Immunsystems, Leberschäden, Hormonstörungen oder ein erhöhtes Krebsrisiko.
Aktuelle Situation in Europa und Deutschland:
- TFA verteilt sich großflächig auf Quadratkilometer große Gebiete.
- Es wurde beobachtet, dass TFA das Grundwasser und damit unser Trinkwasser belastet – das betrifft ganz Europa.
- Studien, z.B. von der Universität Freiburg, zeigen einen schnellen Anstieg des TFA-Gehalts im Trinkwasser und in Lebensmitteln.
- Die deutschen Behörden haben 2017 einen Grenzwert von höchstens 2 Mikrogramm pro Liter festgelegt.
- 2020 wurde dieser Wert auf 60 Mikrogramm erhöht, was zeigt, dass die Belastung deutlich gestiegen ist.
- In allen Bundesländern wurde TFA sowohl im Trinkwasser als auch im Mineralwasser nachgewiesen.
- Es gibt Empfehlungen (Leitwerte), aber keine verbindlichen gesetzlichen Grenzen – dadurch ist die tatsächliche Gefahr schwer einzuschätzen.
Viele bekannte Alltagsgegenstände enthalten ebenfalls chemische Substanzen, die bei Herstellung, Nutzung oder Entsorgung Schadstoffe freisetzen können.
PFAS sind besonders problematisch, weil sie sehr langlebig sind und sich im Wasser anreichern. Während Reifen und Straßen regelmäßig Schadstoffe freisetzen, gelangen chemische Stoffe wie PFAS bei unsachgemäßer Entsorgung oder durch Abrieb auch durch mechanischen Verschleiß direkt ins Wasser.
Ist dieser Vergleich sinnvoll?
Der Vergleich zwischen Windrädern und Reifen/Straßen ist nur bedingt sinnvoll:
- Reifen und Straßen setzen regelmäßig Mikroplastik oder Abbauprodukte frei.
- Windräder können bei Verschleiß oder unsachgemäßer Entsorgung chemische Stoffe wie PFAS ins Wasser abgeben – auch durch Abriebmechanismen.
Beide verursachen Umweltbelastungen – aber auf unterschiedliche Weise und in unterschiedlichem Ausmaß.
PFAS stellen eine dauerhafte und schwer zu kontrollierende Gefahr dar: Einmal in der Umwelt freigesetzt, bleiben sie dort für immer bestehen. Der Vergleich mit Reifen oder Straßen zeigt, dass viele Alltagsgegenstände Umweltgifte enthalten können – doch die Risiken variieren je nach Material, Nutzung und Entsorgungsart. Wichtig ist es, alle Quellen sorgfältig zu überwachen, umweltgerecht zu entsorgen und nach Möglichkeit auf umweltfreundlichere Alternativen zu setzen, um langfristige Schäden zu vermeiden.
Der Abrieb von PFAS bei Windrädern ist weniger wahrscheinlich lungengängig im Sinne von inhalierbaren Schadstoffen. Das Hauptproblem liegt vielmehr in der Umweltkontamination durch chemische Stoffe, die sich auf Oberflächen in Natur und Landwirtschaft und besonders im Wasser anreichern. Nähere Informationen siehe hier.
5. Frage: "Auf welche Weise äußert sich Infraschall für den Menschen und in der Umwelt?"
Unsere Antwort: Aus vielen Studien zum Thema tieffrequentem Schall wurden zwei wissenschaftliche Quellen ausgewählt. Diese sind zwar ziemlich umfangreich, enthalten aber wichtige und gut belegte Informationen. Die wichtigsten Inhalte sind wissenschaftlich geprüft und können nachgeprüft werden. Eine kurze Erklärung dazu befindet sich oberhalb der Bilder und der Quellenangaben. Wichtige Zitate aus den Quellen sind fettgedruckt.
Die beiden wissenschaftlichen Arbeiten zeigen, dass die aktuellen Normen (TA Lärm [1998] und DIN ISO 45680 [1997]), die den Schutz vor Schall regeln, veraltet sind. Sie decken zum Beispiel nicht die sehr tiefen Frequenzen ab, die bei Windenergieanlagen auftreten können. Diese Kritik ist auch im Abschlussbericht „TEXTE 69/2022“ auf Seite 94 im Abschnitt „5.7.2 Hörschwellen und die Einordnung der Ergebnisse“ nachzulesen.
Zurzeit wird die Norm DIN 45680 überarbeitet. Auch die TA Lärm wird in diesem Zusammenhang angepasst, da sie auf DIN 45680 verweist. Diese Überarbeitungen dauern schon seit mehreren Jahren an, wurden Ende 2024 angekündigt, sind aber bisher noch nicht veröffentlicht.
In Deutschland gibt es kein festgelegtes Verfahren, um vorherzusagen, wie sich tieffrequenter Schall ausbreitet. Deshalb enthalten Schallimmissionsprognosen, die auf der TA Lärm basieren, meist keine Angaben zu den tiefen Frequenzen.
Bei Gebäuden ist die Bewertung der Schalldämmung durch Gesetze nur für bestimmte Frequenzbereiche zwischen 100 Hz und 3150 Hz möglich. Für tieffrequenten Schall kann man die Dämmung an einzelnen Bauteilen nicht genau angeben.
Tieffrequenter Hörschall von WKA ist von etwa 20 Herz bis etwa 100 Herz durch die Amplitudenmodulation lästig (Pegelschrieb). Lästigkeit durch schwankende Lautstärke. Der Hörschall könnte noch in zwei Kilometer Entfernung von WK 402 mit etwa 32 dB(A) hörbar sein. Das entspricht einem leisen Flüstern, das Ticken einer leisen Uhr oder das Geräusch eines feinen Landregens. In den Abend- und Nachtstunden, wenn sich die Klanglandschaft ändert, kann dieses Geräusch je nach Windrichtung mehr oder weniger hörbar sein. Dieser Schall entsteht durch Turbulenzen direkt an den Rotorblättern und ist stark gerichtet. Ist der Immissionspunkt (der Punkt, bei dem der Schall auftrifft) nicht genau vor oder hinter der Anlage, dann bewegen sich die Rotorblätter auch noch auf den Beobachter zu und wieder von ihm weg. Es entsteht ein Doppler-Effekt der zur Verstärkung der schwankenden Lautstärke führt. Eine genaue Beschreibung zur Amplitudenmodulation und dem Doppler-Effekt finden Sie auf Seite 157 der genannten Fundstelle.
Infraschall ist der nicht hörbare Schall mit Frequenzen zwischen 1 Herz und etwa 20 Herz. Dies ist bei einer Windenergieanlage die Druckschwankung, die entsteht, wenn sich ein Rotorblatt am Mast vorbei bewegt. Diese Druckschwankung liegt im Frequenzbereich von 0,3 Herz bis höchstens 1 Herz. Bei trockener Luft und einer Lufttemperatur von 20°C beträgt die Schallgeschwindigkeit 343 Meter pro Sekunde. Bei einer Frequenz von 0,3 Herz ist die Wellenlänge 1.143,33 Meter und bei einer Frequenz von 1 Herz ist die Wellenlänge 343 Meter. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.
Bedingt durch die großen Wellenlängen und die geringe Luftabsorption sind von den Geräuschen einer tieffrequenten Schallquelle in größerer Entfernung oft nur noch tieffrequente Anteile wahrnehmbar. Innerhalb von geschlossenen Räumen können sich stehende Schallwellen ausbilden sowie schwingende Bauteile Sekundärluftschall abstrahlen. Dies führt zu ortsabhängigen Verstärkungen von Geräuschimmissionen in einzelnen Frequenzbereichen. Bericht „Forschungsvorhaben zur Messung und Prognose der Einwirkung tieffrequenter Schalle an Immissionsorten für DIN 45680“. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.
Besonderheiten der Lästigkeit von tieffrequentem Schall liegt in der Wahrnehmung von Symptomen. Tieffrequenter Lärm kann zu Gefühlen der Angst und Niedergeschlagenheit oder zu Kopfschmerzen führen. Auch das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit können gemindert sein. Beschwerden, die auf tieffrequenten Schall hinweisen, sind durch Dröhngeräusche oder Schwingungen verursachter Ohrendruck oder Druckgefühle im Kopf, die auf Dauer unerträglich werden können. Bericht „Forschungsvorhaben zur Messung und Prognose der Einwirkung tieffrequenter Schalle an Immissionsorten für DIN 45680“. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.
5. Frage: "Auf welche Weise äußert sich Infraschall für den Menschen und in der Umwelt?"
Unsere Antwort: Aus vielen Studien zum Thema tieffrequentem Schall wurden zwei wissenschaftliche Quellen ausgewählt. Diese sind zwar ziemlich umfangreich, enthalten aber wichtige und gut belegte Informationen. Die wichtigsten Inhalte sind wissenschaftlich geprüft und können nachgeprüft werden. Eine kurze Erklärung dazu befindet sich oberhalb der Bilder und der Quellenangaben. Wichtige Zitate aus den Quellen sind fettgedruckt.
Die beiden wissenschaftlichen Arbeiten zeigen, dass die aktuellen Normen (TA Lärm [1998] und DIN ISO 45680 [1997]), die den Schutz vor Schall regeln, veraltet sind. Sie decken zum Beispiel nicht die sehr tiefen Frequenzen ab, die bei Windenergieanlagen auftreten können. Diese Kritik ist auch im Abschlussbericht „TEXTE 69/2022“ auf Seite 94 im Abschnitt „5.7.2 Hörschwellen und die Einordnung der Ergebnisse“ nachzulesen.
Zurzeit wird die Norm DIN 45680 überarbeitet. Auch die TA Lärm wird in diesem Zusammenhang angepasst, da sie auf DIN 45680 verweist. Diese Überarbeitungen dauern schon seit mehreren Jahren an, wurden Ende 2024 angekündigt, sind aber bisher noch nicht veröffentlicht.
In Deutschland gibt es kein festgelegtes Verfahren, um vorherzusagen, wie sich tieffrequenter Schall ausbreitet. Deshalb enthalten Schallimmissionsprognosen, die auf der TA Lärm basieren, meist keine Angaben zu den tiefen Frequenzen.
Bei Gebäuden ist die Bewertung der Schalldämmung durch Gesetze nur für bestimmte Frequenzbereiche zwischen 100 Hz und 3150 Hz möglich. Für tieffrequenten Schall kann man die Dämmung an einzelnen Bauteilen nicht genau angeben.
Tieffrequenter Hörschall von WKA ist von etwa 20 Herz bis etwa 100 Herz durch die Amplitudenmodulation lästig (Pegelschrieb). Lästigkeit durch schwankende Lautstärke. Der Hörschall könnte noch in zwei Kilometer Entfernung von WK 402 mit etwa 32 dB(A) hörbar sein. Das entspricht einem leisen Flüstern, das Ticken einer leisen Uhr oder das Geräusch eines feinen Landregens. In den Abend- und Nachtstunden, wenn sich die Klanglandschaft ändert, kann dieses Geräusch je nach Windrichtung mehr oder weniger hörbar sein. Dieser Schall entsteht durch Turbulenzen direkt an den Rotorblättern und ist stark gerichtet. Ist der Immissionspunkt (der Punkt, bei dem der Schall auftrifft) nicht genau vor oder hinter der Anlage, dann bewegen sich die Rotorblätter auch noch auf den Beobachter zu und wieder von ihm weg. Es entsteht ein Doppler-Effekt der zur Verstärkung der schwankenden Lautstärke führt. Eine genaue Beschreibung zur Amplitudenmodulation und dem Doppler-Effekt finden Sie auf Seite 157 der genannten Fundstelle.
Infraschall ist der nicht hörbare Schall mit Frequenzen zwischen 1 Herz und etwa 20 Herz. Dies ist bei einer Windenergieanlage die Druckschwankung, die entsteht, wenn sich ein Rotorblatt am Mast vorbei bewegt. Diese Druckschwankung liegt im Frequenzbereich von 0,3 Herz bis höchstens 1 Herz. Bei trockener Luft und einer Lufttemperatur von 20°C beträgt die Schallgeschwindigkeit 343 Meter pro Sekunde. Bei einer Frequenz von 0,3 Herz ist die Wellenlänge 1.143,33 Meter und bei einer Frequenz von 1 Herz ist die Wellenlänge 343 Meter. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.
Bedingt durch die großen Wellenlängen und die geringe Luftabsorption sind von den Geräuschen einer tieffrequenten Schallquelle in größerer Entfernung oft nur noch tieffrequente Anteile wahrnehmbar. Innerhalb von geschlossenen Räumen können sich stehende Schallwellen ausbilden sowie schwingende Bauteile Sekundärluftschall abstrahlen. Dies führt zu ortsabhängigen Verstärkungen von Geräuschimmissionen in einzelnen Frequenzbereichen. Bericht „Forschungsvorhaben zur Messung und Prognose der Einwirkung tieffrequenter Schalle an Immissionsorten für DIN 45680“. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.
Besonderheiten der Lästigkeit von tieffrequentem Schall liegt in der Wahrnehmung von Symptomen. Tieffrequenter Lärm kann zu Gefühlen der Angst und Niedergeschlagenheit oder zu Kopfschmerzen führen. Auch das Erinnerungsvermögen und die Konzentrationsfähigkeit können gemindert sein. Beschwerden, die auf tieffrequenten Schall hinweisen, sind durch Dröhngeräusche oder Schwingungen verursachter Ohrendruck oder Druckgefühle im Kopf, die auf Dauer unerträglich werden können. Bericht „Forschungsvorhaben zur Messung und Prognose der Einwirkung tieffrequenter Schalle an Immissionsorten für DIN 45680“. Fundstelle und Zitate mit den wesentlichen Inhalten finden Sie hier.